BLW Regeln

Der Start der Beikost kann manchmal ein bisschen überfordernd sein. Von jeder Seite bekommst du Informationen und du weißt garnicht mehr, wo dir der Kopf steht. Beim baby led weaning gibt es nicht viele, aber ein paar wirklich wichtige Regeln. Die habe ich dir hier leicht verständlich zusammengefasst.

1.Essumgebung

Der richtige Platz für dein Baby ist während der Mahlzeit:

    • auf deinem Schoß (wenn dein Baby eine leichte Unterstützung beim Sitzen braucht)
    • im Hochstuhl (wenn dein Baby frei sitzt)

    Bitte achte darauf, dass der Hochstuhl eine gut eingestellte Fußstütze hat, die braucht dein Baby um genug Körperspannung aufbauen zu können, falls es sich verschluckt und Husten muss. Das kannst du mal selbst ausprobieren: Einmal im Sitzen husten, wenn deine Füße auf dem Boden stehen und einmal husten, wenn deine Beine in der Luft hängen (z.B. sitzend auf dem Tisch). Es ist einfacher effektiv zu husten, wenn die Füße Bodenkontakt haben.

    Wichtig: Bitte gib deinem Baby niemals Beikost in der Babywippe/Autositz/Babyaufsatz vom Hochstuhl etc. – also nicht liegend oder halb liegend. Alles, was dein Baby in den Mund bekommt, kann unkontrolliert (durch die Schwerkraft) nach hinten in den Rachenraum rutschen und im schlimmsten Fall wird dabei die Luftröhre blockiert, weil dein Baby sich daran verschluckt.

    2.Muttermilch/Pre

    Bitte versuche nicht Milchmahlzeiten zu ersetzen, oder herauszuzögern, damit dein Baby mehr isst. Deine Muttermilch (Alternativ Pre), ist für dein Baby unheimlich wichtig. Im ersten Lebensjahr ist sie die Hauptnahrungsquelle und auch im zweiten Lebensjahr ist sie noch ein wichtiger Bestandteil der Ernährung. Die Beikost ergänzt deine Muttermilch und ersetzt sie nicht. Auch die WHO, die Weltgesundheitsorganisation, empfielt 6 Monate voll zu stillen und mindestens bis zum zweiten Geburtstag weiter zu stillen. Bitte stille dein Baby weiterhin nach Bedarf (bzw. gib Pre). Dein Baby ist auf die Nährstoffe und Flüssigkeit angewiesen, die Milch ist sein sicherer Hafen.

    3.Beikoststart – Reifezeichen

    Die WHO empfielt 6 Monate voll zu stillen. Es gibt Zeichen an denen du erkennen kannst, dass dein Baby reif für die Beikost ist. Es ist wichtig, dass du ihm diese zeit gibst, damit es physisch und körperlich (Darmreife) in der Lage ist, die ersten Essversuche zu machen. Manche Kinder brauchen etwas länger als andere und es ist empfehlenswert dem eigenen Baby die Zeit zu lassen, die es braucht. Es gibt auch manche Babys, die die Beikostreifezeichen erfüllt haben. Wenn dein Baby 5 Monate alt ist und du denkst, es erfüllt alle Beikostreifezeichen rate ich dir, ein paar Tage zu beobachten und genau zu reflektieren ob dein Baby alle Reifezeichen erfüllt – ein zu früher Beikoststart wirkt sich, wenn dein Baby noch nicht bereit ist, negativ auf die Darmgesundheit aus. Noch ein paar Wochen zu warten (z.B. bis zum 6. Monat) und währenddessen weiter voll zu stillen/Pre zu geben, hat keine negativen Auswirkungen. Deshalb überlege dir den Zeitpunkt des Beikoststartes gut.

    Beikostreifezeichen sind:

    • Dein Baby sitzt mit leichter Unterstützung aufrecht. (Wenn du dein Baby auf den Schoß nimmst und es mit einer Hand leicht an der Hüfte stützt, sitzt es stabil!)
    • Dein Baby zeigt keinen Zungenstoßreflex mehr.(Wenn dein Baby sich etwas in den Mund steckt, z.B. einen Löffel, schiebt es ihn nicht direkt wieder mit der Zunge aus dem Mund.)
    • Dein Baby hat eine ausgeprägte Hand-Auge-Mund-Koordination. (Dein Baby greift Gegenstände, verfolgt sie mit den Augen und steckt sie sich kontrolliert in den Mund.)

    Keine Zeichen für Beikost sind:

    • vermehrter Hunger
    • schlechte Zunahme
    • unruhiger Schlaf
    • Gegenstände in den Mund stecken
    • bestimmtes Alter (z.B. 4 Monate)

    Diese Zeichen können (gemeinsam mit den 3 richtigen Beikostreifeanzeichen) ein Anzeichen dafür sein, dass dein Baby bereit für die Beikost ist. Es zählen aber nur die obersten 3 Reifezeichen.

    4.Vielfalt

    Dein Baby ist nie wieder so aufgeschlossen gegenüber unbekannten Lebensmitteln und Geschmäckern. Nutze die ersten Monate der Beikost (und natürlich auch die Zeit danach!) und biete deinem Baby viele verschiedene Lebensmittel, auf viele verschiedene Zubereitungsarten an. Dein Baby lernt so viele Lebensmittel kennen, lernt den Geschmack, die Konsistenz und Beschaffenheit kennen. Es kann sein, dass dein Baby so irgendwann total aufgeschlossen gegenüber euren Familienmahlzeiten und neuen Lebensmitteln ist, es kann aber auch sein, dass dein Kind sehr ausgewählt isst und neue Lebensmittel erstmal mit Skepsis betrachtet. Aber wenn du deinem Baby viele neue Lebensmittel anbietest, hast du dein Bestes getan um ihm eine Welt zu eröffnen, in der ihm viele leckere und gesunde Lebensmittel zur Verfügung stehen.

    5. Niemals alleine Essen

    Bitte lass dein Baby niemals unbeaufsichtigt mit Essen, auch nicht 2 Minuten um mal kurz zum Briefkasten zu gehen, etc. Dein Baby kann aus seinem Hochstuhl fallen, oder sich verschlucken und du bist nicht da um, wenn nötig, erste Hilfe zu leisten. Ich rate auch davon ab, Babys im Auto etwas zu Essen zu geben. Im Ernstfall (falls dein Baby sich stark verschluckt) kannst du nicht schnell genug handeln, oder bekommst es nicht schnell genug mit. Falls dein Baby auf erste Hilfe angewiesen ist, vergeht vom Bemerken, Blinken, Anhalten, Parken, Abschnallen, ums Auto gehen, Kind rausholen,… viel zu viel Zeit.

    6.Erwartungen

    Aus Erfahrung kann ich dir sagen, es ist am Besten garkeine Erwartungen zu haben! Dein Kind wird seine Zeit brauchen zu lernen wie man Essen hält, kaut, schluckt. In dieser Zeit des Lernens (die nie aufhört, sondern sich nur verändert) wir dein Kind sich mit allen Sinnen mit seinem Essen auseinander setzen. Wenn du schon sehnsüchtig darauf hingefiebert hast, deine ganzen Beikostrezepte auszuprobieren und dein Baby aber alles nur zerdrückt, lass dir sagen: Das ist gut so! Dein Baby begreift sein Essen mit allen Sinnen und diese Auseinandersetzung ist für die Beikost unabdingbar. Deshalb erwarte bitte nicht, dass dein Kind direkt nennenswerte Mengen von deinem gekochten Essen isst.

    7. Mehrmals anbieten

    Kinder brauchen teilweise 10-15 mal um ein Lebensmittel als solches zu akzeptieren und zu probieren. Das ist ein ganz normaler Prozess und kein Zeichen dafür, dass dein Baby schon früh Zeichen von picky eating (ausgewähltem essen) zeigt. Am Anfang wird das neue Lebensmittel auf dem Tisch akzeptiert, dann auf dem Teller eines anderen, dann auf dem eigenen Teller, bis es schließlich probiert wird. Falls dein Kind also nicht probieren möchte gib ihm Zeit und denke nicht direkt „Lebensmittel XY“ mag mein Kind nicht, sondern biete es immer wieder, gerne auch mit unterschiedlichen Zubereitungsarten und Kombinationen an.

    8. Kinderarzt

    Falls es in deiner Familie Allergien gibt, oder falls du eine allergische Reaktion bei deinem Baby feststellst, kläre das bitte unbedingt mit eurem Kinderarzt ab. Besonders Allergien auf Nahrungsmittel bei Geschwisterkindern oder Eltern erhöhen die Wahrscheinlichkeit stark, dass auch das Baby eine Allergie entwickelt. Deshalb ist es unheimlich wichtig, das mit dem Arzt zu besprechen bevor ein Allergen eingeführt wird. Gerade zu Beginn ist es normal, dass der Darm deines Kindes etwas Zeit braucht um sich auf feste Nahrung umzustellen – sollte dein Baby aber Schmerzen haben, ist auch das etwas, was du unbedingt abklären lassen solltest.

    9. Salz

    Zu viel Salz belastet die Nieren deines Babys, kann zu hohem Blutdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Der Grenzwert ist:

    • 1,0 g im ersten Lebensjahr
    • 2,0 g im zweiten Lebensjahr

    Lebensmittel mit einem Salzgehalt von weniger als 0,3 g / 100 g gelten als salzarm, Lebensmittel mit 1,5 g /100 g (oder mehr) als salzreich. Bitte achte darauf, deinem Baby nicht zu viel Salz anzubieten und greife auf salzarme Lebensmittel zurück, salze das Essen nicht nach und biete ihm so wenig Fertigprodukte wie möglich an. Aber: der Grenzwert von 1,0 g pro Tag darf ausgereizt werden und du musst ihn nicht penibel genau berechnen – habe das Thema aber im Hinterkopf!

    10. Verbotene Lebensmittel

    Es gibt einige wenige Lebensmittel, die du deinem Baby bitte nicht geben darfst. Eine kostenlose PDF-Datei zu den verbotenen Lebensmitteln findest du bei „Freebies„.

    • Rohe Lebensmittel wie Rohmilch, rohen Fisch, rohes Fleisch oder rohe Eier

    Rohe Lebensmittel (darunter zählen auch kalt geräucherte Lebensmittel wie Salami), bringen das Risiko einer Infektion mit sich, die durch Bakterien in diesen Lebensmitteln das Immunsystem deines Babys überfordern können. Wenn du die Produkte verarbeitest achte bitte darauf, dass sie komplett durchgebacken/durchgebraten sind.

    • Honig und Ahornsirup

    Honig und Ahornsirup enthalten Sporen von Bakterien die Säuglingsbotulismus verursachen können. Säuglingsbotulismus ist eine schwere Infektion, da die Sporen im Darm muskellähmendes Gift produzieren. Im Schlimmsten Fall könnte eine Infektion mit diesen Sporen dafür sorgen, dass sie die Atem- und Schluckmuskulatur deines Babys lähmen, was zum Tod führen kann. Auch das Erhitzen tötet diese Sporen nicht ab und deshalb ist auch Ahornsirup und Honig in verarbeiteten Produkten nicht für Babys geeignet!  Deshalb verzichte bitte mindestens 12 Monate auf Honig und Ahornsirup. Manche Imker empfehlen, bis zum 4. Lebensjahr damit zu warten, Honig anzubieten – hier fehlt es allerdings an einer offiziellen Empfehlung.

    • Ganze Nüsse

    Ganze Nüsse sind hart und rund, dein Baby kann sie weder zuverlässig kauen noch schlucken. Sie bringen ein stark erhöhtes Risiko der Aspiration mit sich! Da sie aber sehr wertvolle Nährstoffe enthalten, kannst du sie babygerecht (gemahlen, oder als Nussmus) anbieten.

    • Prallelastische, unzerkleinerte Lebensmittel wie Weintrauben, kleine Tomaten, Würstchen

    Prallelastische Lebensmittel haben durch ihre Oberfläche die Eigenschaft, dass sie die Luftröhre deines Kindes komplett blockieren können. Sie lassen sich, falls sie verschluckt werden, nur sehr schlecht wieder abhusten oder herauswürgen und bringen so ein massiv hohes Risiko der Aspiration mit sich! Ich empfehle prallelastische Lebensmittel (je nach Größe) zu zerdrücken, oder zu vierteln.

    • Blattsalate

    Blattsalate, oder ganze Spinatblätter kann dein Baby nicht kauen, dafür bräuchte es schon alle Backenzähne. Wenn du das anbieten möchtest, müssen die Stückchen püriert sein (z.B. Smoothie) oder ganz klein gehackt (z.B. Rahmspinat).

    • Scharfe Gewürze

    Das erklärt sich sicher von selbst, scharfe Gewürze sind für Babys ungeeignet da sie die Schleimhäute stark reizen, also verzichte bitte auf übermäßig Pfeffer, Chili, etc. Falls ihr Erwachsenen das gerne esst, könnt ihr am Tisch nachwürzen, oder paralell eine kleine Portion fürs Baby, ohne diese Gewürze kochen.

    • Alkohol und Koffein

    Alkohol und Koffein wirken im Körper wie ein Nervengift und sind absolut ungeeignet für Babys. Das gilt auch für zugesetzten Alkohol in Blätterteig, Fertigbrötchen, etc. Auch in Soßen, oder sonstige Speisen gehört kein Alkohol, wenn Babys und Kinder mitessen. Auch wenn die Speisen erhitzt werden, bräuchte es viel zu lange bis der Alkohol komplett verkocht ist und: der Geschmack bleibt und dein Kind gewöhnt sich auch daran. Auch überreifes Obst bildet durch Gärungsprozesse Alkohol, deshalb bitte darauf achten, Obst in Maßen anzubieten und kein Obst zu geben, das „schon drüber“ ist, also schon säuerlich riecht, matschig oder weich ist.

    So wenig wie möglich, sollte dein Baby hiervon essen:

    • Zucker und Süßstoffe

    Essen Babys schon früh regelmäßig sehr süße Produkte, gewöhnt sich ihr Geschmack daran und sie präferieren später unter Umständen auch stark süß schmeckende Speisen. Wenn du etwas süßes anbieten möchtest, ist die Süße aus ganzen Früchten immer am besten. Auch von Süßstoffen wie Stevia, oder alternativen Süßungsmitteln wie Agavendicksaft, oder Kokosblütenzucker rate ich eher ab. Süßstoffe haben keinen gesundheitlichen Vorteil, gewöhnen dein Baby aber auch sehr an den Geschmack von süßen Speisen. Alternative Süßungsmittel wie Agavendicksaft, Kokosblütenzucker oder Dattelsirup klingen leider gesünder als sie sind, „im Kern“ ist auch das Zucker, der in großen Mengen, gerade in der Beikost, sehr bedenklich ist.

    • Fertigprodukte

    In Fertigprodukten verstecken sich oft Zucker, Süßungsmittel, gesättigte Fettsäuren, Lebensmittelzusatzstoffe, Geschmacksverstärker, Salz, usw. Dein Baby profitiert davon möglichst viele Lebensmittel mit ihrem ursprünglichen Geschmack kennenzulernen. Deshalb rate ich dir, so wenig Fertigprodukte wie möglich zu benutzen.

    • Verarbeitete Fleischprodukte

    Enthalten sehr viel Salz, Pökelsalz, Fett und teilweise auch Geschmacksverstärker. Die Produkte sind hochverarbeitet und bringen keinen gesundheitlichen Nutzen für dein Baby. Bitte verzichte so gut es geht auf Würstchen, Lyoner, Leberwurst, etc.

    11. Kleines Baby = großes Essen, großes Baby = kleines Essen

    Das ist mein liebster Merksatz wenn es um BLW geht. Unter Berücksichtigung der restlichen BLW-Regeln sind zwar auch kleine Lebensmittel wie Reis, Buchstabennudeln, zerdrückte Heidelbeeren, etc. für alle Babys geeignet, aber je kleiner das Baby ist, umso leichter tut es sich mit großen Stücken. Am Anfang greifen sie noch mit der ganzen Hand und da ist es leichter eine gegarte Kartoffel als Stick zu halten, als kleine Kartoffelwürfel. Klein geschnittene Lebensmittel kann man dann anbieten, wenn dein Baby mit dem Pinzettengriff greift, also mit 2, manchmal auch 3 Fingern. Bieten wir hier kleine Stücke an, ist das eine tolle Übung für die Feinmotorik deines Babys.

    12. Ungeeignete Lebensmittel zu BLW-Lebensmitteln machen

    Sind Lebensmittel in ihrer Form oder in ihrer Konsistenz ungeeignet (z.B. ganze Nüsse) nutze sie gemahlen, oder als Nussmus.

    Sind Lebensmittel in ihrer Form prallelastisch (wie z.B. Weintrauben, Heidelbeeren, Cocktailtomaten, Würstchen) zerdrücke sie, oder viertle sie.

    Sind Lebensmittel in ihrer Beschaffenheit zu robust (wie z.B. Salat, Spinat, roher Kohl) kannst du, je nach Lebensmittel = hacken, kochen oder pürieren.

    13. Quetschtest

    Gerade zu Beginn der Beikost kann es sein, dass es dir schwer fällt zu beurteilen welche Lebensmittel geeignet sind. Dann ist es am besten, wenn ihr mit „leichten“ Lebensmitteln beginnt, wie z.B. Avocado oder Kartoffel. Die Lebensmittel sind weich genug, wenn du sie zwischen zwei Fingern (mühelos) zerdrücken kannst – dann kann es dein Baby essen, auch ohne Zähne.